Samstag, 6. Oktober 2001

Heinrich von Kleist als Kant-Leser

Heinrich von Kleist


Der Kant-Leser Heinrich von Kleist verzweifelte unter andererm deshalb an der Welt, weil er aus der »Kritk der reinen Vernunft« erfuhr, daß in allen unseren Erkenntnissen ein Element des Zufalls steckt. Der Dichter nahm sich 1811 das Leben.

1801 schrieb er an seine Verlobte: »Vor kurzem ward ich mit der neueren, sogenannten kantischen Philosophie bekannt - und Dir muß ich jetzt daraus einen Gedanken mitteilen, indem ich mich fürchten darf, daß er Dich so tief, so schmerzhaft erschüttern wird als mich. Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblickten, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge etwas zu ihnen (den Dingen) hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es auch mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir in Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist oder ob es uns nur so erscheint ... «

Mittwoch, 1. Dezember 1971

Ausgabe Kleist 80 Pfennig-Briefmarke



Aus der Serie: "Briefmarkenserie: Berühmte Deutsche"

Frankatur-Wert 80 Pfennige
Auflage 155.000.000
Tag der Ausgabe 01. Dezember 1961


Heinrich von Kleist erscheint heute als moderner Charakter, der an der Jahrhundertwende 1800 in die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in Deutschland geriet und, obwohl aus einer märkischen Adelsfamilie stammend, zeitlebens instabile Lebensverhältnisse hatte. Aus der fortwährenden Krisenerfahrung heraus entwickelte er seine Ideen und seine wechselnden Lebensentwürfe. Gesellschaftliches Reformdenken und literarische Experimente gehen bei Kleist Hand in Hand.