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Samstag, 17. September 2022

»Michasel Kohlhaas« Erzählung



An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.


Michael Kohlhaas, der knapp über 30 Jahre alte Sohn eines Schulmeisters, lebt mit seiner Frau Lisbeth und seinen fünf Kindern als rechtschaffener Pferdehändler in Kohlhaasenbrück an der Havel.

Der Rosshändler Kohlhaas macht sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu verkaufen. Als er wieder einmal eine Koppel Pferde nach Dresden bringen will, um sie dort zu verkaufen, trifft er an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen auf einen neuen Schlagbaum in der Nähe einer Burg auf sächsischem Gebiet. Vom Zöllner erfährt er, dass der alte Schlossherr einem Schlaganfall erlag und das Gebiet nun dem Junker Wenzel von Tronka gehört.

Nachdem Michael Kohlhaas den Zoll bezahlt hat, will er weiterziehen, aber der Burgvogt ruft ihn zurück und verlangt seinen Pass zu sehen. Er wird unter dem Vorwand aufgehalten, er habe keinen Pass. Der Pferdehändler passierte diese Grenze bereits siebzehn Mal, und noch nie fragte ihn jemand nach einem Pass, da aber der Burgvogt darauf besteht, verspricht Kohlhaas, sich in Dresden um ein entsprechendes Dokument zu kümmern.

Als Pfand muss er zwei Rappen zurücklassen. Während seiner Abwesenheit soll sein zuverlässiger Knecht Herse auf die Tiere aufpassen. Die als Pfand zurückgelassenen Rösser werden geschunden, der Knecht, der auf die Pferde achten sollte, wird geschlagen und heimgeschickt.

"Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr!
Das sind die Pferde nicht, die dreißig Goldgulden wert waren!
Ich will meine wohlgenährten und gesunden Pferde wieder haben!"





In Dresden stellt sich heraus, dass es einen Pass wie den geforderten überhaupt nicht gibt. Es hat sich also um einen Willkürakt gehandelt.

Als Kohlhaas nach dem Verkauf der restlichen Pferde wieder zu der Burg an der Grenze kommt, findet er statt seiner wohlgenährten Rappen zwei jämmerliche Mähren vor, und den Knecht hat man davongejagt. Der Händler lässt seine beiden Gäule stehen und eilt nach Hause, wo ihm der Knecht Herse berichtet, was vorgefallen ist: Der Burgverwalter ließ die beiden Rappen als Zugtiere bei der Feldarbeit einsetzen und in einem Schweinekoben unterbringen, in dem sie noch nicht einmal aufrecht stehen konnten. Als Herse die besudelten Tiere zur Schwemme außerhalb der Burg führen wollte, um sie zu säubern, hetzte man ihm die Hunde nach und prügelte ihn halb tot.

Michael Kohlhaas reicht in Dresden eine gerichtliche Klage gegen Junker Wenzel von Tronka ein. Monatelang wartet er auf eine Nachricht. Erst im folgenden Jahr erfährt er, dass die Klage auf Veranlassung des Mundschenks Hinz von Tronka und des Kämmerers Kunz von Tronka niedergeschlagen wurde. Der Stadthauptmann Heinrich von Geusau, zu dessen Regierungsbezirk auch Kohlhaasenbrück gehört, rät Kohlhaas, den Kurfürsten von Brandenburg in einer Supplik um landesherrlichen Schutz gegen das in Sachsen erlittene Unrecht zu bitten. Der Kurfürst delegiert die Angelegenheit an seinen Kanzler, Graf Kallheim, aber der hintertreibt sie, weil er mit denen von Tronka verschwägert ist. In der Resolution heißt es, Kohlhaas sei ein Querulant.

Eine neue Bittschrift will Lisbeth Kohlhaas dem Kurfürsten persönlich überbringen, doch eine übereifrige Wache stößt sie mit dem Lanzenschaft so heftig vor die Brust, dass sie im Liegen nach Hause gebracht werden muss und ein paar Tage später stirbt. Selbst Trauer lässt diese Welt nicht zu, Bei der Beerdigung seiner Frau bekommt Kohlhaas den Brief, daß er - unter Androhung von Gefängnis - keine Eingaben in der Sache zu machen braucht.

Nach ihrem Tod ruft Michael Kohlhaas seine sieben Knechte zusammen, greift zu den Waffen, bewaffnet sie und reitet mit ihnen zu der Burg des Junkers Wenzel von Tronka. Sie brennen die Gebäude nieder. Der Vogt und der Verwalter kommen mit ihren Frauen und Kindern ums Leben. Dem Junker aber gelingt es, sich in das von seiner Tante Antonia von Tronka geleitete Damenstift von Erlabrunn zu retten. Als Michael Kohlhaas mit seinen Mannen dort eintrifft, ist Wenzel von Tronka bereits weiter nach Wittenberg geflohen. Mit Plakaten fordert Kohlhaas dazu auf, "seine Sache gegen den Junker von Tronka, als dem allgemeinen Feind aller Christen" zu unterstützen. Dreimal steckt er Teile von Wittenberg in Brand, und mit seiner kleinen Streitmacht besiegt er den mit 500 Mann heranziehenden Prinzen Friedrich von Meißen.

Als Martin Luther dem Rebellen auf öffentlichen Anschlägen "Ungerechtigkeit" und den "Wahnsinn stockblinder Leidenschaft" vorwirft, dringt dieser verkleidet zu ihm vor und setzt ihm seine Sache auseinander.

Luther lässt sich auf ein Gespräch mit Kohlhaas ein, der in diesem Augenblick über seine inneren Beweggründe reden kann. Hier werden die Fragen von der (Un-) Möglichkeit gerechtfertigter Gewalt und legitimen Widerstands explizit erörtert.

Luther versteht ihn nun, zeigt Verständnis und verfasst eine Bittschrift, um die Luther kämpfte. Damit kann Kohlhaas nach Dresden weiterziehen. Er hat freies Geleit und er will in dieser Stadt ein neues Verfahren vor Gericht anstreben.

Luther verspricht, sich für ihn zu verwenden und schickt am nächsten Tag ein Schreiben an den Kurfürsten von Sachsen, der daraufhin Kohlhaas freies Geleit zusichert, damit er seine Klage nochmals in Dresden vertreten kann.

Kohlhaas löst unverzüglich seine Kriegshaufen auf, reist in die sächsische Hauptstadt und trägt seinen Fall dem Großkanzler des Gerichts vor. Der verweist ihn an einen anderen Advokaten, der die Klage formulieren soll.

Die Anwälte des Junkers geben einmal vor, der Vorfall am Schlagbaum habe sich ohne Wissen und Beteiligung ihres Mandanten abgespielt und schieben die Schuld auf den Burgvogt und den Verwalter, die bei dem Überfall auf die Burg ums Leben kamen. Dann wieder behaupten die Verteidiger, die Rappen seien bereits bei der Ankunft an der Grenze unverkennbar krank gewesen. Der Junker habe deshalb nur seine Pflicht erfüllt, sie nicht auf sächsisches Territorium zu lassen.

Als Graf Kallheim den Großkanzler des Gerichts ablöst und der vorübergehend abwesende Polizeichef durch einen weiteren Parteigänger Wenzels von Tronka vertreten wird, sieht Michael Kohlhaas seine Chancen sinken. Schädlich für ihn ist auch die Nachricht, dass sein ehemaliger Gefolgsmann Nagelschmidt sich als sein Statthalter ausgibt, auf eigene Faust eine Räuberbande rekrutiert hat und plündernd durchs Land zieht. Den Wachen, die nach Kohlhaas' Ankunft aufgestellt wurden, um ihn zu beschützen, hat man jetzt offensichtlich befohlen, ihn festzuhalten.

Als Nagelschmidt einen Boten zu Michael Kohlhaas schickt und ihm die gewaltsame Befreiung anbietet, geht dieser in seiner Verzweiflung darauf ein. Aber die Behörden, die den Boten schon vorher abgefangen hatten und ihn seinen Auftrag nur zum Schein ausführen ließen, wissen Bescheid.

Wegen der neuen Verschwörung wird Michael Kohlhaas in Dresden zum Tod verurteilt, aber der Kurfürst von Brandenburg rettet ihn, indem er ihn als Untertan reklamiert und im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Sachsen nach Berlin bringen lässt.

Während Ritter Friedrich von Malzahn mit dem Delinquenten nach Berlin reist, nimmt der Kurfürst von Sachsen an einer Jagd teil. Als die Jagdgesellschaft davon hört, dass der berüchtigte Rebell in der Nähe sei, überredet Heloise, die Ehefrau des Kämmerers Kunz, den Kurfürsten, sich den Pferdehändler inkognito anzusehen. Der Kurfürst fragt den Gefangenen nach der Bleikapsel, die dieser an einem Seidenfaden um den Hals trägt. Kohlhaas erzählt, wie er den darin aufbewahrten Zettel vor sieben Monaten in Jüterbock unter ungewöhnlichen Umständen von einer Wahrsagerin zugesteckt bekam. Der Kurfürst von Sachsen bricht ohnmächtig zusammen und ist tagelang schwer krank.

Schließlich verrät er dem Kämmerer im Vertrauen, was es mit dem Zettel auf sich hat. Er hielt sich damals zu Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Brandenburg in Jüterbock auf. Eine Zigeunerin auf dem Marktplatz forderten sie auf, etwas sofort Überprüfbares zu prophezeien. Auf diese Weise wollten sie die Frau vor allen Leuten lächerlich machen. Sie sagte vorher, ein vom Sohn des Gärtners im Schlosspark aufgezogener Rehbock werde auf den Marktplatz kommen.

Um sicher zu gehen, schickte der Kurfürst von Brandenburg einen Boten mit dem Befehl ins Schloss, das Tier sofort zu erlegen. Die Zigeunerin las ihm Gutes aus der Hand, aber als auch der Kurfürst von Sachsen die Hand ausstreckte, schrieb sie den Namen des letzten Regenten seines Hauses auf, dazu das Jahr, in dem er seine Herrschaft durch Waffengewalt verlieren werde und den Namen seines überlegenen Herausforderers. Den zusammengefalteten und versiegelten Zettel übergab sie einem der Umstehenden. Die beiden Kurfürsten hielten das alles für einen Spaß – bis der große Schlachterhund auf dem Marktplatz auftauchte und sie bemerkten, dass er den toten Rehbock herangeschleift hatte. Natürlich wollte der sächsische Kurfürst nun unter allen Umständen wissen, was die Wahrsagerin aufgeschrieben hatte, aber sie war ebenso verschwunden wie der Mann mit dem Zettel.

Inzwischen hat der Kaiser von Michael Kohlhaas' Rachefeldzug gehört, den Fall an sich gerissen und seinem Hofassessor Franz Müller anvertraut. Ein Todesurteil ist nicht mehr aufzuhalten.

In seinem Testament setzt Michael Kohlhaas einen Vormund für seine fünf Kinder ein. Von der Wahrsagerin erhält er ein Briefchen mit der Warnung, der Kurfürst von Sachsen werde sich inkognito unter die Zuschauer am Richtplatz mischen und noch im letzten Augenblick auf eine Gelegenheit lauern, an den für ihn so wichtigen Zettel zu kommen.

Michael Kohlhaas wird zum Schafott geführt. Der Kurfürst von Brandenburg hebt an: "Nun, Kohlhaas, heut ist der Tag, an dem dir dein Recht geschieht!"
Der Junker Wenzel von Tronka wird zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Pferdehändler bekommt alles zurückerstattet, die beiden Rappen, die sich inzwischen wieder gut erholt haben, die Wäsche, die der Knecht Herse auf der Burg hatte zurücklassen müssen und den Geldbetrag, der zur Wiederherstellung seiner Gesundheit erforderlich gewesen war. Zufrieden schenkt Kohlhaas die Pferde seinen beiden Söhnen Heinrich und Leopold und die übrigen Güter der Mutter des bei den Unruhen ums Leben gekommenen Knechts Herse.

Daraufhin fordert ihn der Kurfürst auf, auch das kaiserliche Urteil wegen Landfriedensbruchs zu akzeptieren. Der Kurfürst rief:

»Nun, Kohlhaas, der Rosshändler, du, dem solchergestalt Genugtuung
geworden, mache dich bereit, kaiserlicher Majestät, deren Anwalt hier steht,
wegen des Bruchs ihres Landfriedens deinerseits Genugtuung zu geben!«

Das letzte Stündchen von Kohlhaas hat geschlagen. Kohlhaas reißt sich das Amulett ab, nimmt den Zettel heraus, zerbricht das Siegel, liest und verschluckt das Papier. Dann lässt er sich widerstandslos köpfen. Im Publikum sinkt ein Herr, den niemand erkennt, ohnmächtig zu Boden.


Am Ende wird der Gerechtigkeit Genüge getan: Kohlhaas wird für seine Vergehen geköpft, gleichzeitig wird aber auch dem Junker von Tronka der Prozess gemacht. Damit ist im Tod von Kohlhaas die Welt, die aus den Fugen war wiederhergestellt.

Wie um das zu bekräftigen, werden Kohlhaas Söhne zu Rittern geschlagen. Der Kurfürst von Brandenburg schlägt die beiden Söhne des Hingerichteten zu Rittern und bestimmt, dass sie an einer Pagenschule erzogen werden.

Samstag, 18. September 2021

»Michael Kohlhaas« ist eine im Stile einer Chronik verfasste Novelle von Heinrich von Kleist

Nach Kenntnis des historischen Geschehens aus einer alten Quelle und in Anlehnung an die historische Persönlichkeit eines Pferdehändlers schuf Heinrich von Kleist seine Novelle »Michael Kohlhaas«, »einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«.

»Michael Kohlhaas« ist eine im Stile einer Chronik verfasste Novelle von Heinrich von Kleist nach dem historischen Vorbild der Figur des Hans Kohlhase, welcher in Brandenburg gelebt hat. Die Handlung ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts angesiedelt und erzählt die dramatische Geschichte eines Pferdehändlers aus Luthers Tagen, der vor Gericht um sein Recht betrogen wurde.

In der Novelle wird die blutige Geschichte des rechtschaffenden Rosshändlers Kohlhaas erzählt, der unverschuldet und aufgrund einer Unpässlichkeit mit einem Landjunker in Streit geraten ist und daraufhin sein Recht einfordert. Als die Justiz hilft ihm jedoch nicht zu seinem Recht verhilft, beginnt Kohlhaas sich zu wehren.

Hier wie dort geschieht einem Kaufmann und Pferdehändler Unrecht, indem ein Junker zwei seiner Pferde einkassiert und ihm diese nicht mehr im guten Zustand zurückgeben will. Kohlhaas handelt zwar in der historischen Kulisse, aber als Kämpfer für die reine Gerechtigkeit des eigenen Ichs. Im Kampf für sein Recht endet er in der tragischen Verstrickung mit neuem Unrecht.

Je mehr der wütende Kohlhaas nun in Bewegung setzte, um sich gegen das Unrecht aufzulehnen, umso mehr traf er auf Fronten, auf Mauern, auf Schweigen und Gegenwehr. Aber dieser Kohlhaas wollte unbedingt für das ihm zustehende Recht kämpfen und das war es, was die Handlung in Gang setzt.

Als juristische Instanzen ihm nicht zu seinem Recht verhelfen, führt Kohlhaas eine blutige Fehde gegen den Junker, welche schließlich in der obrigkeitlichen Bestrafung sowohl des Junkers wie auch der Hinrichtung des Brandschätzers Kohlhaas gipfelt, welche dieser jedoch billigend in Kauf nimmt für die endlich erhaltene Genugtuung.

In der Juni-Ausgabe von Kleists Literaturzeitschrift »Phöbus« erschien ein erstes Fragment bereits im Jahr 1808. In vollständiger Form wurde sie 1810 im ersten Band von Kleists Erzählungen veröffentlicht. Heinrich von Kleists Kohlhaas zählt zu den eindrucksvollsten Gestalten der Weltliteratur.

Samstag, 12. Oktober 2019

»Michael Kohlhaas« von Heinrich von Kleist

Michael Kohlhaas

Die Novelle »Michael Kohlhaas«, die Heinrich von Kleist im kühlen Stil der Chronik geschrieben hat, gilt als Kleists berühmtestes und berüchtigstes Werk.

»Michael Kohlhaas« ist eine Novelle von Heinrich von Kleist nach dem historischen Vorbild der Figur des Hans Kohlhase. Die Geschichte des Michael Kohlhaas ist in der Mitte des 16. Jahrhunderts angesiedelt. Die Story um den rachsüchtigen Pferdehändler beruht auf einer wahren Geschichte: der Kaufmann Hans Kohlhase wurde nach sechsjähriger Fehde wegen Landfriedensbruch hingerichtet.

Ein erstes Fragment erschien bereits in der Juni-Ausgabe 1808 von Kleists Literaturzeitschrift »Phöbus«. In vollständiger Form wurde sie 1810 im ersten Band von Kleists Erzählungen veröffentlicht. Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas, »einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit«, zählt zu den eindrucksvollsten Gestalten der Weltliteratur. »Michael Kohlhaas« ist auch die berühmteste Figur Kleists. Als uneinsichtiger Querulant und Rechthaber ist er sprichwörtlich geworden.


In »Michael Kohlhaas« erzählt Heinrich von Kleist die blutige Geschichte des Rosshändlers Kohlhaas, der unverschuldet und aufgrund einer Unpässlichkeit mit einem Landjunker in Streit gereit und daraufhin sein Recht einfordert.

Die Novelle um Michael Kohlhaas spielt in Brandenburg und Sachsen. Kohlhaas ist ein Mann, der an dem Unrecht resigniert und hilflos da steht. Niemand hilft ihm und steht an seiner Seite. Je mehr er in Bewegung setzte, um sich gegen das Unrecht aufzulehnen, umso mehr traf er auf Fronten, auf Mauern, auf Schweigen und Gegenwehr. Er wollte kämpfen für das Recht und nur das war es, was ihn nach vorne sehen ließ.

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.

Die Erzählung spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift und dabei nach der Devise handelt: „Fiat iustitia, et pereat mundus“ (dt.: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“). Ernst Bloch nannte daher Michael Kohlhaas auch den „Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität“.

Michael Kohlhaas

Der Rosshändler Kohlhaas macht sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu verkaufen. Bei der Burg des Junkes Wenzel von Tronka wird er unter dem Vorwand aufgehalten, er habe keinen Pass. Wohl oder übel geht er auf die Forderungen der betrunkenen Ritter und ihres Junkers ein. Er lässt als Pfand zwei Pferde und seinen Diener Herse zurück.

"Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr!
Das sind die Pferde nicht, die dreißig Goldgulden wert waren!
Ich will meine wohlgenährten und gesunden Pferde wieder haben!"

Der Rosshändler Kohlhaas, vom Junker Wenzel von Tronka unrechtmäßig um zwei seiner Pferde gebracht, streitet für Gerechtigkeit: Als ihm diese auf juristischem Weg verwehrt bleibt, beginnt er einen blutigen Rachefeldzug gegen seinen Übeltäter. Schließlich erfährt er Genugtuung doch für das auf der Suche nach Gerechtigkeit begangene Unrecht zahlt Kohlhaas mit seinem Leben.

Als die Beilegung der Streitigkeit auf juristischen Wege abgewiesen wird, schwört Kohlhaas, alles daran zu setzen, sein Recht bis zum Letzten einzufordern. Zur Eskalation des Konflikts kommt es schließlich, als Kohlhaases Frau bei dem Versuch, ihm zu helfen, durch einen Unfall geschwächt ihren Verletzungen erliegt.

"Ich werd' mir mein Recht zu schaffen wissen!" - Ein fulminantes Werk über erfahrenes Unrecht und Selbstjustiz. Es ist eine Kritik des Rechtssystems. In Michael Kohlhaas geht es ihm um die Gerechtigkeit der höhergestellten Leute gegenüber dem einfachen Bürger. Die Geschichte um Michael Kohlhaas ist sicherlich auch als Synonym für viele einfache Menschen der unteren Stände dieser Zeit zu sehen, die sich Lehnsherren und Fürsten schutzlos ausgeliefert sahen und um ihre bürgerlichen Rechte betrogen fühlten.

Indirekt gab der patriotisch gesinnte Kleist damit relativ unverfänglich seiner Hoffnung Ausdruck, ein geeintes Deutschland möge sich Napoleon entgegenwerfen und den Besatzer besiegen.

Literatur:

Michael Kohlhaas
Michael Kohlhaas
von Heinrich von Kleist

Michael Kohlhaas Berlin 1810
Michael Kohlhaas Berlin 1810
von Heinrich von Kleist

Weblink

Michael Kohlhaas - www.wikiwand.com


Dokumentation:

Hinrichtung von Hans Kohlhase - www.deutschlandfunk.de

Heinrich von Kleist: "Michael Kohlhaas" (1810) (Aus einer alten Chronik - TextalsPDF-Datei - www.ub.uni-bielefeld.de