Der Kant-Leser Heinrich von Kleist verzweifelte unter andererm deshalb an der Welt, weil er aus der »Kritk der reinen Vernunft« erfuhr, daß in allen unseren Erkenntnissen ein Element des Zufalls steckt. Der Dichter nahm sich 1811 das Leben.
1801 schrieb er an seine Verlobte: »Vor kurzem ward ich mit der neueren, sogenannten kantischen Philosophie bekannt - und Dir muß ich jetzt daraus einen Gedanken mitteilen, indem ich mich fürchten darf, daß er Dich so tief, so schmerzhaft erschüttern wird als mich. Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urteilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblickten, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge etwas zu ihnen (den Dingen) hinzutut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es auch mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir in Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist oder ob es uns nur so erscheint ... «