Sonntag, 21. Januar 2024

Heinrich Kleist in Königsberg

Heinrich Kleist
Im Jahr 1804 trat Kleist eine Beamtenstelle im preußischen Finanzministerium in Berlin an. Sein oberster Dienstherr, Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein (1757 – 1831), empfahl ihn im Frühjahr 1805 als Diätar an der Domänenkammer nach Königsberg, aber nach gut einem Jahr gab Heinrich von Kleist die Beamtenlaufbahn endgültig auf.

Dort verfasste der das Lustpiel »Der zerbdorchen Krug« und schrieb die Texte zu »Amphitryon" und »Penthesilea«.

»Hoffen wir auf den besseren Geist des Landes.«

Freitag, 12. Januar 2024

Kleist als zeitloser Klassiker

Heinrich von Kleist


Der Dramatiker und Journalist Heinrich von Kleist war eine der größten Begabungen der deutschen Literatur. Der vielseitig begabte Dichter Kleist beherrschte mehrere Literaturgattungen und gilt als einer der grössten deutschen Dramatiker und steht mit seinem Schaffen zwischen der Klassik und der Romantik. Kleist bewegte sich in romantischen Dichterkreisen, seine bis heute modern wirkenden Dramen und Erzählungen entziehen sich allerdings schematischen Stil- und Epochenzuordnungen.

Kleist hat im Laufe ihres Werkes unterschiedliche Genres genutzt, um ihre Ansichten darzustellen. Seine vielseitigen Begabungen ließen ihn immer wieder Werke von zeitloser Dauer erschaffen. Er hatte mit seinem literarischen Schaffen jedoch wenig Fortune, fand keinen Gönner seiner Werke und lies sich keiner Epoche oder Stilrichtung recht zuzuordnen - letztere sind Umstände, die heute die Zeitlosigkeit seines Werkes begründen.

Heinrich von Kleist

Heute ist Heinrich von Kleist der modernste Dichter der klassischen Zeit - ein moderner Klassiker. Kleists Werke sind zeitlose Klassiker. Seine Werke sind eine Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung, Mut und Angst - genau wie Kleists Leben. Kleist gind es um das Leben. Das macht ihn bis heute modern.

"Jede große und umfassende Gefahr gibt, wenn ihr wohl begegnet wird,
dem Staat, für den Augenblick, ein demokratisches Ansehen."

Heinrich Kleist

Die Zeit und das, was Menschen durchlebten, kann man mit Kleist gut durchleben. Er ergriff das, was ihm in seinem Leben begegnet so entschieden, dass man durch ihn verstehen kann, was die Dinge einmal bedeutet haben. Kleist ließ sich von Ereignissen, Begegnungen und Erlebnissen regelrecht entzünden.

Heinrich von Kleist

Ein Charakterzug Kleists, der so offentsichtlich ist, daß er nicht erwähnt wird: Kleist war extrem. In seinen erzählenden literarischen Werken und auf dem Theater ragt er durch Extreme heraus, sowohl in der Darstellung von menschlichen Bindungen und ihrem Scheitern, als auch in seinem radikalen Formwillen. Kleists Protagonisten sind von deutscher Innerlichkeit und Grübelei frei, sie handeln und scheitern in der Realität, das macht Kleists Werke bis heute für Leser in aller Welt so attraktiv.

Kleist war auf vielen Gebieten umtriebig und leidenschaftlich, sein Glücksstreben und sein Ideal, sich als freier Schriftsteller durchzusetzen, trieben ihn an. Er sehnte sich nach Ruhm, den er zu Lebzeiten nicht gewann, und nach einem Ruhepunkt in seinem Leben, den er erst in seinem in „unaussprechlicher Heiterkeit“ inszenierten Freitod fand.

Literatur:

Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
von Peter Michalzik


Weblinks:

Heinrich von Kleist-Biografie - www.die-biografien.de

Heinrich von Kleist-Zitate - www.die-zitate.de

Man kann in Kleist jenen Dichter sehen, der die Moderne und ihre Meinung von Hobbes bis Rousseau, die Vernunft würde mit Kant das menschliche Sein bessern, Lügen straft. Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer. Ist es nicht dieses Goya Bild, welches die Umkehrung zeigt, wie eben jener Kleist sich selbst erkennt in dem Moment, wo er merkt, wie gefährlich er sich selbst gegenüber ist?

Samstag, 17. September 2022

Kleist Rezeption (E)

Der Dramatiker und Journalist Heinrich von Kleist war eine der größten Begabungen der deutschen Literatur. Der vielseitig begabte Dichter Kleist beherrschte mehrere Literaturgattungen und gilt als einer der grössten deutschen Dramatiker und steht mit seinem Schaffen zwischen der Klassik und der Romantik.

Heinrich von Kleist

Heinrich von Kleistder modernste Dichter der klassischen Zeit - ein moderner Klassiker. Kleists Werke sind zeitlose Klassiker. Seine Werke sind eine Mischung aus Hoffnung, Verzweiflung, Mut und Angst - genau wie Kleists Leben. Kleist gind es um das Leben. Das macht ihn bis heute modern.

Kleist war ein Dichter der Extreme. Nichts Abwegiges war ihm fremd. Seine Figuren sind
Kleist war auf vielen Gebieten umtriebig und leidenschaftlich, sein Glücksstreben und sein Ideal, sich als freier Schriftsteller durchzusetzen, trieben ihn an. Er sehnte sich nach Ruhm, den er zu Lebzeiten nicht gewann, und nach einem Ruhepunkt in seinem Leben, den er erst in seinem in „unaussprechlicher Heiterkeit“ inszenierten Freitod fand.

Kleist-Rezeption in der DDR.
Literatur:

Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
Kleist. Dichter, Krieger, Seelensucher
von Peter Michalzik

»Michasel Kohlhaas« Erzählung



An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Rosshändler namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.


Michael Kohlhaas, der knapp über 30 Jahre alte Sohn eines Schulmeisters, lebt mit seiner Frau Lisbeth und seinen fünf Kindern als rechtschaffener Pferdehändler in Kohlhaasenbrück an der Havel.

Der Rosshändler Kohlhaas macht sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu verkaufen. Als er wieder einmal eine Koppel Pferde nach Dresden bringen will, um sie dort zu verkaufen, trifft er an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen auf einen neuen Schlagbaum in der Nähe einer Burg auf sächsischem Gebiet. Vom Zöllner erfährt er, dass der alte Schlossherr einem Schlaganfall erlag und das Gebiet nun dem Junker Wenzel von Tronka gehört.

Nachdem Michael Kohlhaas den Zoll bezahlt hat, will er weiterziehen, aber der Burgvogt ruft ihn zurück und verlangt seinen Pass zu sehen. Er wird unter dem Vorwand aufgehalten, er habe keinen Pass. Der Pferdehändler passierte diese Grenze bereits siebzehn Mal, und noch nie fragte ihn jemand nach einem Pass, da aber der Burgvogt darauf besteht, verspricht Kohlhaas, sich in Dresden um ein entsprechendes Dokument zu kümmern.

Als Pfand muss er zwei Rappen zurücklassen. Während seiner Abwesenheit soll sein zuverlässiger Knecht Herse auf die Tiere aufpassen. Die als Pfand zurückgelassenen Rösser werden geschunden, der Knecht, der auf die Pferde achten sollte, wird geschlagen und heimgeschickt.

"Das sind nicht meine Pferde, gestrenger Herr!
Das sind die Pferde nicht, die dreißig Goldgulden wert waren!
Ich will meine wohlgenährten und gesunden Pferde wieder haben!"





In Dresden stellt sich heraus, dass es einen Pass wie den geforderten überhaupt nicht gibt. Es hat sich also um einen Willkürakt gehandelt.

Als Kohlhaas nach dem Verkauf der restlichen Pferde wieder zu der Burg an der Grenze kommt, findet er statt seiner wohlgenährten Rappen zwei jämmerliche Mähren vor, und den Knecht hat man davongejagt. Der Händler lässt seine beiden Gäule stehen und eilt nach Hause, wo ihm der Knecht Herse berichtet, was vorgefallen ist: Der Burgverwalter ließ die beiden Rappen als Zugtiere bei der Feldarbeit einsetzen und in einem Schweinekoben unterbringen, in dem sie noch nicht einmal aufrecht stehen konnten. Als Herse die besudelten Tiere zur Schwemme außerhalb der Burg führen wollte, um sie zu säubern, hetzte man ihm die Hunde nach und prügelte ihn halb tot.

Michael Kohlhaas reicht in Dresden eine gerichtliche Klage gegen Junker Wenzel von Tronka ein. Monatelang wartet er auf eine Nachricht. Erst im folgenden Jahr erfährt er, dass die Klage auf Veranlassung des Mundschenks Hinz von Tronka und des Kämmerers Kunz von Tronka niedergeschlagen wurde. Der Stadthauptmann Heinrich von Geusau, zu dessen Regierungsbezirk auch Kohlhaasenbrück gehört, rät Kohlhaas, den Kurfürsten von Brandenburg in einer Supplik um landesherrlichen Schutz gegen das in Sachsen erlittene Unrecht zu bitten. Der Kurfürst delegiert die Angelegenheit an seinen Kanzler, Graf Kallheim, aber der hintertreibt sie, weil er mit denen von Tronka verschwägert ist. In der Resolution heißt es, Kohlhaas sei ein Querulant.

Eine neue Bittschrift will Lisbeth Kohlhaas dem Kurfürsten persönlich überbringen, doch eine übereifrige Wache stößt sie mit dem Lanzenschaft so heftig vor die Brust, dass sie im Liegen nach Hause gebracht werden muss und ein paar Tage später stirbt. Selbst Trauer lässt diese Welt nicht zu, Bei der Beerdigung seiner Frau bekommt Kohlhaas den Brief, daß er - unter Androhung von Gefängnis - keine Eingaben in der Sache zu machen braucht.

Nach ihrem Tod ruft Michael Kohlhaas seine sieben Knechte zusammen, greift zu den Waffen, bewaffnet sie und reitet mit ihnen zu der Burg des Junkers Wenzel von Tronka. Sie brennen die Gebäude nieder. Der Vogt und der Verwalter kommen mit ihren Frauen und Kindern ums Leben. Dem Junker aber gelingt es, sich in das von seiner Tante Antonia von Tronka geleitete Damenstift von Erlabrunn zu retten. Als Michael Kohlhaas mit seinen Mannen dort eintrifft, ist Wenzel von Tronka bereits weiter nach Wittenberg geflohen. Mit Plakaten fordert Kohlhaas dazu auf, "seine Sache gegen den Junker von Tronka, als dem allgemeinen Feind aller Christen" zu unterstützen. Dreimal steckt er Teile von Wittenberg in Brand, und mit seiner kleinen Streitmacht besiegt er den mit 500 Mann heranziehenden Prinzen Friedrich von Meißen.

Als Martin Luther dem Rebellen auf öffentlichen Anschlägen "Ungerechtigkeit" und den "Wahnsinn stockblinder Leidenschaft" vorwirft, dringt dieser verkleidet zu ihm vor und setzt ihm seine Sache auseinander.

Luther lässt sich auf ein Gespräch mit Kohlhaas ein, der in diesem Augenblick über seine inneren Beweggründe reden kann. Hier werden die Fragen von der (Un-) Möglichkeit gerechtfertigter Gewalt und legitimen Widerstands explizit erörtert.

Luther versteht ihn nun, zeigt Verständnis und verfasst eine Bittschrift, um die Luther kämpfte. Damit kann Kohlhaas nach Dresden weiterziehen. Er hat freies Geleit und er will in dieser Stadt ein neues Verfahren vor Gericht anstreben.

Luther verspricht, sich für ihn zu verwenden und schickt am nächsten Tag ein Schreiben an den Kurfürsten von Sachsen, der daraufhin Kohlhaas freies Geleit zusichert, damit er seine Klage nochmals in Dresden vertreten kann.

Kohlhaas löst unverzüglich seine Kriegshaufen auf, reist in die sächsische Hauptstadt und trägt seinen Fall dem Großkanzler des Gerichts vor. Der verweist ihn an einen anderen Advokaten, der die Klage formulieren soll.

Die Anwälte des Junkers geben einmal vor, der Vorfall am Schlagbaum habe sich ohne Wissen und Beteiligung ihres Mandanten abgespielt und schieben die Schuld auf den Burgvogt und den Verwalter, die bei dem Überfall auf die Burg ums Leben kamen. Dann wieder behaupten die Verteidiger, die Rappen seien bereits bei der Ankunft an der Grenze unverkennbar krank gewesen. Der Junker habe deshalb nur seine Pflicht erfüllt, sie nicht auf sächsisches Territorium zu lassen.

Als Graf Kallheim den Großkanzler des Gerichts ablöst und der vorübergehend abwesende Polizeichef durch einen weiteren Parteigänger Wenzels von Tronka vertreten wird, sieht Michael Kohlhaas seine Chancen sinken. Schädlich für ihn ist auch die Nachricht, dass sein ehemaliger Gefolgsmann Nagelschmidt sich als sein Statthalter ausgibt, auf eigene Faust eine Räuberbande rekrutiert hat und plündernd durchs Land zieht. Den Wachen, die nach Kohlhaas' Ankunft aufgestellt wurden, um ihn zu beschützen, hat man jetzt offensichtlich befohlen, ihn festzuhalten.

Als Nagelschmidt einen Boten zu Michael Kohlhaas schickt und ihm die gewaltsame Befreiung anbietet, geht dieser in seiner Verzweiflung darauf ein. Aber die Behörden, die den Boten schon vorher abgefangen hatten und ihn seinen Auftrag nur zum Schein ausführen ließen, wissen Bescheid.

Wegen der neuen Verschwörung wird Michael Kohlhaas in Dresden zum Tod verurteilt, aber der Kurfürst von Brandenburg rettet ihn, indem er ihn als Untertan reklamiert und im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Sachsen nach Berlin bringen lässt.

Während Ritter Friedrich von Malzahn mit dem Delinquenten nach Berlin reist, nimmt der Kurfürst von Sachsen an einer Jagd teil. Als die Jagdgesellschaft davon hört, dass der berüchtigte Rebell in der Nähe sei, überredet Heloise, die Ehefrau des Kämmerers Kunz, den Kurfürsten, sich den Pferdehändler inkognito anzusehen. Der Kurfürst fragt den Gefangenen nach der Bleikapsel, die dieser an einem Seidenfaden um den Hals trägt. Kohlhaas erzählt, wie er den darin aufbewahrten Zettel vor sieben Monaten in Jüterbock unter ungewöhnlichen Umständen von einer Wahrsagerin zugesteckt bekam. Der Kurfürst von Sachsen bricht ohnmächtig zusammen und ist tagelang schwer krank.

Schließlich verrät er dem Kämmerer im Vertrauen, was es mit dem Zettel auf sich hat. Er hielt sich damals zu Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Brandenburg in Jüterbock auf. Eine Zigeunerin auf dem Marktplatz forderten sie auf, etwas sofort Überprüfbares zu prophezeien. Auf diese Weise wollten sie die Frau vor allen Leuten lächerlich machen. Sie sagte vorher, ein vom Sohn des Gärtners im Schlosspark aufgezogener Rehbock werde auf den Marktplatz kommen.

Um sicher zu gehen, schickte der Kurfürst von Brandenburg einen Boten mit dem Befehl ins Schloss, das Tier sofort zu erlegen. Die Zigeunerin las ihm Gutes aus der Hand, aber als auch der Kurfürst von Sachsen die Hand ausstreckte, schrieb sie den Namen des letzten Regenten seines Hauses auf, dazu das Jahr, in dem er seine Herrschaft durch Waffengewalt verlieren werde und den Namen seines überlegenen Herausforderers. Den zusammengefalteten und versiegelten Zettel übergab sie einem der Umstehenden. Die beiden Kurfürsten hielten das alles für einen Spaß – bis der große Schlachterhund auf dem Marktplatz auftauchte und sie bemerkten, dass er den toten Rehbock herangeschleift hatte. Natürlich wollte der sächsische Kurfürst nun unter allen Umständen wissen, was die Wahrsagerin aufgeschrieben hatte, aber sie war ebenso verschwunden wie der Mann mit dem Zettel.

Inzwischen hat der Kaiser von Michael Kohlhaas' Rachefeldzug gehört, den Fall an sich gerissen und seinem Hofassessor Franz Müller anvertraut. Ein Todesurteil ist nicht mehr aufzuhalten.

In seinem Testament setzt Michael Kohlhaas einen Vormund für seine fünf Kinder ein. Von der Wahrsagerin erhält er ein Briefchen mit der Warnung, der Kurfürst von Sachsen werde sich inkognito unter die Zuschauer am Richtplatz mischen und noch im letzten Augenblick auf eine Gelegenheit lauern, an den für ihn so wichtigen Zettel zu kommen.

Michael Kohlhaas wird zum Schafott geführt. Der Kurfürst von Brandenburg hebt an: "Nun, Kohlhaas, heut ist der Tag, an dem dir dein Recht geschieht!"
Der Junker Wenzel von Tronka wird zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Pferdehändler bekommt alles zurückerstattet, die beiden Rappen, die sich inzwischen wieder gut erholt haben, die Wäsche, die der Knecht Herse auf der Burg hatte zurücklassen müssen und den Geldbetrag, der zur Wiederherstellung seiner Gesundheit erforderlich gewesen war. Zufrieden schenkt Kohlhaas die Pferde seinen beiden Söhnen Heinrich und Leopold und die übrigen Güter der Mutter des bei den Unruhen ums Leben gekommenen Knechts Herse.

Daraufhin fordert ihn der Kurfürst auf, auch das kaiserliche Urteil wegen Landfriedensbruchs zu akzeptieren. Der Kurfürst rief:

»Nun, Kohlhaas, der Rosshändler, du, dem solchergestalt Genugtuung
geworden, mache dich bereit, kaiserlicher Majestät, deren Anwalt hier steht,
wegen des Bruchs ihres Landfriedens deinerseits Genugtuung zu geben!«

Das letzte Stündchen von Kohlhaas hat geschlagen. Kohlhaas reißt sich das Amulett ab, nimmt den Zettel heraus, zerbricht das Siegel, liest und verschluckt das Papier. Dann lässt er sich widerstandslos köpfen. Im Publikum sinkt ein Herr, den niemand erkennt, ohnmächtig zu Boden.


Am Ende wird der Gerechtigkeit Genüge getan: Kohlhaas wird für seine Vergehen geköpft, gleichzeitig wird aber auch dem Junker von Tronka der Prozess gemacht. Damit ist im Tod von Kohlhaas die Welt, die aus den Fugen war wiederhergestellt.

Wie um das zu bekräftigen, werden Kohlhaas Söhne zu Rittern geschlagen. Der Kurfürst von Brandenburg schlägt die beiden Söhne des Hingerichteten zu Rittern und bestimmt, dass sie an einer Pagenschule erzogen werden.

Samstag, 10. September 2022

Die Kleist- Rezeption in der DDR

Heinrich von Kleist
Außerdem wurde die Rezeption von Kultur im Allgemeinen zum größten Teil durch die Literaturwissenschaft und die kulturpolitischen Gremien vorgegeben.

Heinrich von Kleist

Die Klassiker und Anhänger des bürgerlichen Realismus gingen deshalb in das zu erhaltene Erbe über, da sie in der DDR als Vorläufer der Arbeiterbewegung und Vertreter von Freiheit und Menschlichkeit galten, was nun durch die sozialistische Arbeiterbewegung umgesetzt werden sollten.

Diese Umsetzung der humanistischen Vorgedanken, sollte zur Entwicklung eines sozialistischen Menschenbildes innerhalb der DDR dienen. Die wichtigsten Rollen bei dieser Umsetzung spielten die Schule und auch das Theater. Dieser „Umerziehungsprozess“[13] lässt sich auch besonders gut anhand der ausgewählten Spielpläne und Theaterzettel festmachen.

Die sogenannte »kritische Aneignung« Heinrich von Kleists in der DDR zeigt das breitgefächerte Bild einer Jahrzehnte andauernden Kulturdebatte: vom anfänglichen Ausschluss seiner Werke aus dem Kanon über ihre Instrumentalisierung für Propagandazwecke in den 1950er Jahren hin zur Vorbildnahme Kleists durch AutorInnen in den 1970ern, die ihre Autorschaftskrise in ihm spiegelten.

Kleist-Rezeptionen:

Der dialektische Kleist: Zur Rezeption Heinrich von Kleists in Literatur und Theater der DDR
Der dialektische Kleist: Zur Rezeption Heinrich von Kleists in Literatur und Theater der DDR
von von Stephan Ehrig

Die Kleist-Rezeption in der DDR
Die Kleist-Rezeption in der DDR
von von Sarah Kaiser

Samstag, 13. August 2022

Kleist-Museum in Frankfurt Oder

Kleist-Museum in Frankfurt Oder

Das Kleist-Museum widmet sich dem Leben und Werk des in Frankfurt (Oder) geborenen Dichters Heinrich von Kleist (1777–1811).

Das Kleist-Museum wurde 1969 im Gebäude der ehemaligen Garnisonschule eingerichtet. In dem jetzt eröffneten modernen, lichtdurchfluteten und großzügigen Museumsanbau, der dem schönen barocken Einzeldenkmal zur Seite gestellt wurde, sind für die über 34.000 Bestandseinheiten in der Bibliothek und den Sammlungen – die derzeit umfangreichste Dokumentation zu Heinrich von Kleist und seinem literaturgeschichtlichen Umfeld – nun endlich konservatorisch angemessene Lagerungs- und deutlich verbesserte Präsentationsmöglichkeiten vorhanden.

Auch weiterhin ist das Museum dem Erbe der Dichter Ewald Christian und Franz Alexander von Kleist sowie Caroline und Friedrich de la Motte Fouqué verpflichtet. Als kultureller Gedächtnisort von nationaler Bedeutung ist das Kleist-Museum im Blaubuch der Bundesregierung verzeichnet.


Weblinks:

Kleist-Museum, Frankfurt (Oder) - www.kleist-museum.de

Kleist-Museum, Frankfurt (Oder) - Wir über uns - www.kleist-museum.de


Heinrich von Kleist.org - www.heinrich-von-kleist.org>

Kleist.org - www.kleist.org

Montag, 27. Juni 2022

Adam Müller als Zeitgenosse Kleists

Adam Müller

Adam Müller wurde am 30. Juni 1779 in Berlin geboren. Adam Müller war ein deutscher Philosoph, Diplomat, Ökonom und Staatstheoretiker. Er war ein Zeitgenosse von Metternich, Friedrich Gentz und Heinrich Kleist und gehörte dem Wiener Romantikerkreis an.

Am tiefsten wurde er jedoch durch Friedrich Gentz geprägt, der insbesondere die eigene Anglophilie auf den jungen Müller übertrug. Nach kurzer Tätigkeit als Rechtsreferendar an der kurmärkischen Kammer in Berlin wurde er Hauslehrer der Familie Haza-Radlitz in Posen; hier verfasste er 1805 sein erstes Buch, die philosophische Abhandlung Die Lehre vom Gegensatz. Dabei konnte er in den folgenden Jahren einige Reisen, z.B. nach Schweden und Dänemark, unternehmen. Bei einem längeren Aufenthalt in Wien konvertierte er am 30. April 1805 zur römisch-katholischen Kirche. Über Polen reiste Müller nach Dresden, wo er Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur (1806) hielt, in denen er sich als Anhänger der Schlegel'schen Romantik zeigte. 1808 gab er gemeinsam mit Heinrich von Kleist die Zeitschrift »Phöbus« heraus.

Nachdem der preußische Staat seine Gehaltszahlungen eingestellt hatte, musste sich Müller in österreichischen Diensten verdingen: Von 1813 bis 1815 war er für die österreichischen Armee in Tirol als Landeskommissar und Regierungsrat mit Verwaltungshandeln beschäftigt und als Herausgeber des „Boten in Tirol“ publizistisch tätig. 1815, nachdem er dem Kaiser 1815 in das Feldhoflager gefolgt war, wurde er in den Stab Metternichs aufgenommen, der ihm von 1815 bis 1826 den Posten eines österreichischen Generalkonsuls für Norddeutschland mit Sitz in Leipzig verschaffte.

Müller ist der Hauptvertreter der Politischen Romantik. Sein Werk ist überwiegend durch einen aufklärerisch-romantischen Mischstil geprägt, der sich vor allem in seiner wirtschaftstheoretischen Schrift Elemente der Staatskunst als fruchtbar erweist. Er untersucht darin die geistigen Grundlagen von wirtschaftlich entwickelten Nationen, wie diese ihren Reichtum für alle Gesellschaftsschichten nutzbringend anwenden und eine gerechte Weltordnung erzeugen können. Zentral ist dabei seine Kritik am Liberalismus und an den Schriften Adam Smiths. Philosophisch geht Müller von seiner Gegensatzlehre aus – einer Art frühdialektischer Anschauung, die sich um die Gedanken der Vermittlung und des Ausgleichs dreht.

Adam Müller starb am 17. Januar 1829 in Wien.