An
den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein
Rosshändler namens Michael Kohlhaas, einer der rechtschaffensten zugleich und
entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. - Dieser außerordentliche Mann würde, bis
in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten
können. Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder.
Michael Kohlhaas, der knapp über
30 Jahre alte Sohn eines Schulmeisters, lebt mit seiner Frau Lisbeth und seinen
fünf Kindern als rechtschaffener Pferdehändler in Kohlhaasenbrück an der Havel.
Der Rosshändler Kohlhaas macht
sich aus dem Brandenburgischen auf, um auf einer Messe seine Pferde zu
verkaufen. Als er wieder einmal eine Koppel Pferde nach Dresden bringen will,
um sie dort zu verkaufen, trifft er an der Grenze zwischen Brandenburg und
Sachsen auf einen neuen Schlagbaum in der Nähe einer Burg auf sächsischem
Gebiet. Vom Zöllner erfährt er, dass der alte Schlossherr einem Schlaganfall
erlag und das Gebiet nun dem Junker Wenzel von Tronka gehört.
Nachdem Michael Kohlhaas den Zoll
bezahlt hat, will er weiterziehen, aber der Burgvogt ruft ihn zurück und
verlangt seinen Pass zu sehen. Er wird unter dem Vorwand aufgehalten, er habe
keinen Pass. Der Pferdehändler passierte diese Grenze bereits siebzehn Mal, und
noch nie fragte ihn jemand nach einem Pass, da aber der Burgvogt darauf
besteht, verspricht Kohlhaas, sich in Dresden um ein entsprechendes Dokument zu
kümmern.
Als Pfand muss er zwei Rappen
zurücklassen. Während seiner Abwesenheit soll sein zuverlässiger Knecht Herse
auf die Tiere aufpassen. Die als Pfand zurückgelassenen Rösser werden
geschunden, der Knecht, der auf die Pferde achten sollte, wird geschlagen und
heimgeschickt.
"Das sind nicht meine
Pferde, gestrenger Herr!
Das sind die Pferde nicht, die
dreißig Goldgulden wert waren!
Ich will meine wohlgenährten und
gesunden Pferde wieder haben!"
In Dresden stellt sich heraus, dass es einen Pass wie den geforderten überhaupt
nicht gibt. Es hat sich also um einen Willkürakt gehandelt.
Als Kohlhaas nach dem Verkauf der restlichen Pferde wieder zu der Burg an der
Grenze kommt, findet er statt seiner wohlgenährten Rappen zwei jämmerliche
Mähren vor, und den Knecht hat man davongejagt. Der Händler lässt seine beiden
Gäule stehen und eilt nach Hause, wo ihm der Knecht Herse berichtet, was
vorgefallen ist: Der Burgverwalter ließ die beiden Rappen als Zugtiere bei der
Feldarbeit einsetzen und in einem Schweinekoben unterbringen, in dem sie noch
nicht einmal aufrecht stehen konnten. Als Herse die besudelten Tiere zur
Schwemme außerhalb der Burg führen wollte, um sie zu säubern, hetzte man ihm
die Hunde nach und prügelte ihn halb tot.
Michael Kohlhaas reicht in Dresden eine gerichtliche Klage gegen Junker Wenzel
von Tronka ein. Monatelang wartet er auf eine Nachricht. Erst im folgenden Jahr
erfährt er, dass die Klage auf Veranlassung des Mundschenks Hinz von Tronka und
des Kämmerers Kunz von Tronka niedergeschlagen wurde. Der Stadthauptmann
Heinrich von Geusau, zu dessen Regierungsbezirk auch Kohlhaasenbrück gehört,
rät Kohlhaas, den Kurfürsten von Brandenburg in einer Supplik um
landesherrlichen Schutz gegen das in Sachsen erlittene Unrecht zu bitten. Der
Kurfürst delegiert die Angelegenheit an seinen Kanzler, Graf Kallheim, aber der
hintertreibt sie, weil er mit denen von Tronka verschwägert ist. In der
Resolution heißt es, Kohlhaas sei ein Querulant.
Eine neue Bittschrift will
Lisbeth Kohlhaas dem Kurfürsten persönlich überbringen, doch eine übereifrige
Wache stößt sie mit dem Lanzenschaft so heftig vor die Brust, dass sie im
Liegen nach Hause gebracht werden muss und ein paar Tage später stirbt. Selbst Trauer
lässt diese Welt nicht zu, Bei der Beerdigung seiner Frau bekommt Kohlhaas den Brief,
daß er - unter Androhung von Gefängnis - keine Eingaben in der Sache zu machen braucht.
Nach ihrem Tod ruft Michael Kohlhaas seine sieben Knechte zusammen, greift zu den
Waffen, bewaffnet sie und reitet mit ihnen zu der Burg des Junkers Wenzel von
Tronka. Sie brennen die Gebäude nieder. Der Vogt und der Verwalter kommen mit
ihren Frauen und Kindern ums Leben. Dem Junker aber gelingt es, sich in das von
seiner Tante Antonia von Tronka geleitete Damenstift von Erlabrunn zu retten.
Als Michael Kohlhaas mit seinen Mannen dort eintrifft, ist Wenzel von Tronka
bereits weiter nach Wittenberg geflohen. Mit Plakaten fordert Kohlhaas dazu
auf, "seine Sache gegen den Junker von Tronka, als dem allgemeinen Feind
aller Christen" zu unterstützen. Dreimal steckt er Teile von Wittenberg in
Brand, und mit seiner kleinen Streitmacht besiegt er den mit 500 Mann
heranziehenden Prinzen Friedrich von Meißen.
Als Martin Luther dem Rebellen
auf öffentlichen Anschlägen "Ungerechtigkeit" und den "Wahnsinn
stockblinder Leidenschaft" vorwirft, dringt dieser verkleidet zu ihm vor
und setzt ihm seine Sache auseinander.
Luther lässt sich auf ein
Gespräch mit Kohlhaas ein, der in diesem Augenblick über seine inneren
Beweggründe reden kann. Hier werden die Fragen von der (Un-) Möglichkeit
gerechtfertigter Gewalt und legitimen Widerstands explizit erörtert.
Luther versteht ihn nun, zeigt
Verständnis und verfasst eine Bittschrift, um die Luther kämpfte. Damit kann
Kohlhaas nach Dresden weiterziehen. Er hat freies Geleit und er will in dieser
Stadt ein neues Verfahren vor Gericht anstreben.
Luther verspricht, sich für ihn
zu verwenden und schickt am nächsten Tag ein Schreiben an den Kurfürsten von
Sachsen, der daraufhin Kohlhaas freies Geleit zusichert, damit er seine Klage
nochmals in Dresden vertreten kann.
Kohlhaas löst unverzüglich seine Kriegshaufen auf, reist in die sächsische
Hauptstadt und trägt seinen Fall dem Großkanzler des Gerichts vor. Der verweist
ihn an einen anderen Advokaten, der die Klage formulieren soll.
Die Anwälte des Junkers geben einmal vor, der Vorfall am Schlagbaum habe sich
ohne Wissen und Beteiligung ihres Mandanten abgespielt und schieben die Schuld
auf den Burgvogt und den Verwalter, die bei dem Überfall auf die Burg ums Leben
kamen. Dann wieder behaupten die Verteidiger, die Rappen seien bereits bei der
Ankunft an der Grenze unverkennbar krank gewesen. Der Junker habe deshalb nur
seine Pflicht erfüllt, sie nicht auf sächsisches Territorium zu lassen.
Als Graf Kallheim den Großkanzler des Gerichts ablöst und der vorübergehend
abwesende Polizeichef durch einen weiteren Parteigänger Wenzels von Tronka
vertreten wird, sieht Michael Kohlhaas seine Chancen sinken. Schädlich für ihn
ist auch die Nachricht, dass sein ehemaliger Gefolgsmann Nagelschmidt sich als
sein Statthalter ausgibt, auf eigene Faust eine Räuberbande rekrutiert hat und
plündernd durchs Land zieht. Den Wachen, die nach Kohlhaas' Ankunft aufgestellt
wurden, um ihn zu beschützen, hat man jetzt offensichtlich befohlen, ihn
festzuhalten.
Als Nagelschmidt einen Boten zu
Michael Kohlhaas schickt und ihm die gewaltsame Befreiung anbietet, geht dieser
in seiner Verzweiflung darauf ein. Aber die Behörden, die den Boten schon
vorher abgefangen hatten und ihn seinen Auftrag nur zum Schein ausführen
ließen, wissen Bescheid.
Wegen der neuen Verschwörung wird Michael Kohlhaas in Dresden zum Tod
verurteilt, aber der Kurfürst von Brandenburg rettet ihn, indem er ihn als
Untertan reklamiert und im Einverständnis mit dem Kurfürsten von Sachsen nach
Berlin bringen lässt.
Während Ritter Friedrich von Malzahn mit dem Delinquenten nach Berlin reist,
nimmt der Kurfürst von Sachsen an einer Jagd teil. Als die Jagdgesellschaft
davon hört, dass der berüchtigte Rebell in der Nähe sei, überredet Heloise, die
Ehefrau des Kämmerers Kunz, den Kurfürsten, sich den Pferdehändler inkognito
anzusehen. Der Kurfürst fragt den Gefangenen nach der Bleikapsel, die dieser an
einem Seidenfaden um den Hals trägt. Kohlhaas erzählt, wie er den darin
aufbewahrten Zettel vor sieben Monaten in Jüterbock unter ungewöhnlichen Umständen
von einer Wahrsagerin zugesteckt bekam. Der Kurfürst von Sachsen bricht
ohnmächtig zusammen und ist tagelang schwer krank.
Schließlich verrät er dem Kämmerer im Vertrauen, was es mit dem Zettel auf sich
hat. Er hielt sich damals zu Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Brandenburg
in Jüterbock auf. Eine Zigeunerin auf dem Marktplatz forderten sie auf, etwas
sofort Überprüfbares zu prophezeien. Auf diese Weise wollten sie die Frau vor
allen Leuten lächerlich machen. Sie sagte vorher, ein vom Sohn des Gärtners im
Schlosspark aufgezogener Rehbock werde auf den Marktplatz kommen.
Um sicher zu gehen, schickte der
Kurfürst von Brandenburg einen Boten mit dem Befehl ins Schloss, das Tier
sofort zu erlegen. Die Zigeunerin las ihm Gutes aus der Hand, aber als auch der
Kurfürst von Sachsen die Hand ausstreckte, schrieb sie den Namen des letzten
Regenten seines Hauses auf, dazu das Jahr, in dem er seine Herrschaft durch
Waffengewalt verlieren werde und den Namen seines überlegenen Herausforderers.
Den zusammengefalteten und versiegelten Zettel übergab sie einem der
Umstehenden. Die beiden Kurfürsten hielten das alles für einen Spaß – bis der
große Schlachterhund auf dem Marktplatz auftauchte und sie bemerkten, dass er
den toten Rehbock herangeschleift hatte. Natürlich wollte der sächsische
Kurfürst nun unter allen Umständen wissen, was die Wahrsagerin aufgeschrieben
hatte, aber sie war ebenso verschwunden wie der Mann mit dem Zettel.
Inzwischen hat der Kaiser von Michael Kohlhaas' Rachefeldzug gehört, den Fall
an sich gerissen und seinem Hofassessor Franz Müller anvertraut. Ein
Todesurteil ist nicht mehr aufzuhalten.
In seinem Testament setzt Michael Kohlhaas einen Vormund für seine fünf Kinder
ein. Von der Wahrsagerin erhält er ein Briefchen mit der Warnung, der Kurfürst
von Sachsen werde sich inkognito unter die Zuschauer am Richtplatz mischen und
noch im letzten Augenblick auf eine Gelegenheit lauern, an den für ihn so
wichtigen Zettel zu kommen.
Michael Kohlhaas wird zum Schafott geführt. Der Kurfürst von Brandenburg hebt
an: "Nun, Kohlhaas, heut ist der Tag, an dem dir dein Recht geschieht!"
Der Junker Wenzel von Tronka wird
zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Pferdehändler bekommt alles
zurückerstattet, die beiden Rappen, die sich inzwischen wieder gut erholt
haben, die Wäsche, die der Knecht Herse auf der Burg hatte zurücklassen müssen
und den Geldbetrag, der zur Wiederherstellung seiner Gesundheit erforderlich
gewesen war. Zufrieden schenkt Kohlhaas die Pferde seinen beiden Söhnen
Heinrich und Leopold und die übrigen Güter der Mutter des bei den Unruhen ums
Leben gekommenen Knechts Herse.
Daraufhin fordert ihn der Kurfürst auf, auch das kaiserliche Urteil wegen
Landfriedensbruchs zu akzeptieren. Der Kurfürst rief:
»Nun, Kohlhaas, der Rosshändler,
du, dem solchergestalt Genugtuung
geworden,
mache dich bereit, kaiserlicher Majestät, deren Anwalt hier steht,
wegen
des Bruchs ihres Landfriedens deinerseits Genugtuung zu geben!«
Das letzte Stündchen von Kohlhaas
hat geschlagen. Kohlhaas reißt sich das Amulett ab, nimmt den Zettel heraus,
zerbricht das Siegel, liest und verschluckt das Papier. Dann lässt er sich
widerstandslos köpfen. Im Publikum sinkt ein Herr, den niemand erkennt,
ohnmächtig zu Boden.
Am Ende wird der Gerechtigkeit
Genüge getan: Kohlhaas wird für seine Vergehen geköpft, gleichzeitig wird aber auch
dem Junker von Tronka der Prozess gemacht. Damit ist im Tod von Kohlhaas die
Welt, die aus den Fugen war wiederhergestellt.
Wie um das zu bekräftigen, werden
Kohlhaas Söhne zu Rittern geschlagen. Der Kurfürst von Brandenburg schlägt die
beiden Söhne des Hingerichteten zu Rittern und bestimmt, dass sie an einer
Pagenschule erzogen werden.